Kannabis

Kannabis

9. November 2021 0 Von Aljoscha

Vom Hype zum Megatrend

DIE „GRÜNE“ MEDIZIN

Der Konsum zum Vergnügen ist jedoch längst nicht alles, wofür die jahrtausendealte Pflanze steht: Sie hat auch eine heilende Wirkung. Cannabis hat ein breites und vielfältiges Spektrum und wird nicht nur bei vielen Krankheiten wie chronischen Schmerzen und Migräne, sondern auch bei Chemotherapien gegen Krebs eingesetzt. Die Eigenschaften von Hanf variieren je nach Dosierung, und er kann sowohl entspannend als auch entzündungshemmend wirken. Vor allem in den USA ist Marihuana bereits ein fester Bestandteil der Gesundheitsversorgung. Nachdem Kalifornien als erster US-Bundesstaat die medizinische Verwendung von Marihuana erlaubt hat, haben sich inzwischen 35 weitere Staaten angeschlossen. Zuletzt stimmten im November 2020 die Wähler in Mississippi und South Dakota einer Maßnahme zu, die die Verwendung von Cannabis zu medizinischen Zwecken regelt.

In den letzten Wochen gab es in den Medien viel über Cannabis zu lesen. Zunächst sorgte eine milliardenschwere Fusion für Aufregung in der Branche, kurz darauf entdeckte die Reddit-Community auf ihrem Forum WallStreetBets die aus Hanf hergestellte Droge. Inspiriert wurde die Reddit-Community unter anderem von der Hoffnung auf Gesetzesänderungen unter dem neuen US-Präsidenten Joe Biden. Die meistbeachtete Aktie auf der Plattform war Tilray, deren Kurs sich Anfang Februar innerhalb weniger Tage mehr als verdoppelte. Die Spekulationen über das Gras sind jedoch nur die eine Seite der Medaille: Die andere ist, dass der Sektor reift, da die Gesetzgebung immer fortschrittlicher wird. So hat die WHO vor kurzem Cannabis von ihrer Liste der gefährlichsten Drogen gestrichen. Beobachter sehen darin ein Zeichen dafür, dass Hanf nicht nur als Heilmittel, sondern auch in immer mehr Ländern als Genussmittel zugelassen werden könnte. In Kanada und Uruguay beispielsweise ist Cannabis bereits für den privaten Konsum zugelassen.

WELTWEITE NACHFRAGE STEIGT

Insgesamt kann nun mehr als ein Drittel der Bevölkerung der USA Cannabis völlig legal erwerben. Dies sorgt für ein starkes Wachstum: Prognosen zufolge wird sich der Umsatz von pharmazeutischem Cannabis in Übersee zwischen 2019 und 2024 auf etwa 9,5 bis 11,7 Mrd. USD verdoppeln. Der erlaubte Freizeitkonsum für Erwachsene wird sich in diesem Zeitraum voraussichtlich sogar mehr als verdreifachen. Doch nicht nur in den USA ist Cannabis auf dem Vormarsch: Seine – vor allem medizinische – Legalisierung nimmt rund um den Globus zu. Länder wie Argentinien, Brasilien, Kanada, Chile, Kolumbien, die Tschechische Republik, Deutschland, Italien, Spanien und das Vereinigte Königreich haben bereits ihren Segen dazu gegeben. Infolgedessen zeigt die weltweite Nachfragekurve nach oben. Die Marktforscher der IMARC Group gehen davon aus, dass das weltweite Volumen im Jahr 2024 44,4 Mrd. USD erreichen wird. Außerdem rechnen die Experten mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 15,3 % zwischen 2021 und 2026.

EIN PROST AUF CANNABIS

Inzwischen können Cannabisliebhaber nicht mehr nur Joints rauchen, sondern haben auch die Wahl zwischen einer wachsenden Zahl von Produkten. Hanfmehl, Hanföl und sogar Hanftee – die Liste der verfügbaren Produkte, die Cannabidiol (CBD) oder Tetrahydrocannabinol (THC) enthalten, wird immer länger. Vor allem die Getränkeindustrie hat die Pflanze für sich entdeckt. Der Spirituosenhersteller Constellation Brands beispielsweise setzt voll auf diesen Trend und hat in den letzten Jahren einen Anteil von rund 40 Prozent am Cannabis-Spezialisten Canopy Growth aufgebaut. Experten sehen in dem Markt großes Potenzial: Fortune Business Insights geht davon aus, dass das Volumen im Bereich der Cannabis-Getränke bis 2027 auf 8,5 Mrd. USD ansteigen wird, was einer CAGR von 50,9 % entspricht. Vor allem die zunehmende Verbreitung von Gras im noch relativ unerschlossenen „Mainstream“-Konsumentenmarkt könnte dem Trend weiteren Auftrieb geben.

Quelle: Marijuana Business Factbook